Neubronn – „unser Dorf hat Zukunft“
Ein einfacher Satz steht als klar formulierte Aussage ganz am Anfang des Prozesses. So auch in Neubronn, dem Weikersheimer Ortsteil mit ca. 240 Einwohnern zu dem, im Übrigen, auch Oberndorf gehört und mit ca. 50 Einwohnern dazu gezählt wird. Haben doch beide Orte eine lange, gemeinsame Zusammengehörigkeit und Verbindung und das nicht nur in kommunaler, sondern auch in privater Hinsicht.
Neubronn/Oberrndorf hat sich beim aktuellen, es ist der 27. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ angemeldet, dieser läuft von 2020 bis 2023 und kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Die erste Runde dieses Wettbewerbes geht über den Bezirksentscheid (aktuell: Ebene Regierungspräsidium Stuttgart), hier sind es insgesamt 9 vertretende Ortschaften, darunter 3 aus dem Main-Tauber-Kreis, im Einzelnen unsere Freunde aus dem Nachbarort Laudenbach und das weiter nördlich ca. 40 km entfernte Grossrinderfeld. Weitere mögliche Stationen wären ein Entscheid auf Landesebene und im weiteren Verlauf gibt es den Bundesentscheid.
Wie kam es jetzt auf einmal dazu, dass sich Neubronn/Oberndorf entschloss am Wettbewerb „unser Dorf hat Zukunft“ anzumelden? Es war ein gut durchdachter und wohlüberlegter Schritt, den die Ortschaftsverwaltung gemeinsam mit dem Projektteam auf den Weg brachte. Nicht nur die Windenergie, die andernorts eine Umfallentscheidung der Politik bedeutet, ist hier schon seit 1997 in Betrieb und stellt eine Pionierleistung dar (war es doch das erste Windrad im Main-Tauber-Kreis und das 2. In Baden-Württemberg). Auch die Aktivitäten rund um die Neubronner Flur zeugen von gelebter Nachhaltigkeit und Verantwortung, damit folgenden Generationen auch eine Möglichkeit gegeben werden soll zu erfahren, wie sich ein ausgeglichenes Maß an Tier- und Naturschutz auf die Umwelt auswirkt. Es begann vor ca. 9 Jahren in Neubronn auf einer Bürgerversammlung, dort wurde die Initiative „Lebendige Zukunft“ vom ehemaligen Ortsvorsteher Hansjörg Habel ins Leben gerufen. Daraufhin entwickelte sich im Dorf eine lebendige Gemeinschaft, die die verschiedensten Gruppierungen zutage brachte. Vom Förderverein des Kindergartens, ein großer Schub und Unterstützung für das Freibad, über Seniorenhilfe, bis zur Naturschutzgruppe „Grünes Wissen und Gewissen“, die erst kürzlich mit einem Förderpreis einer Energiegenossenschaft ausgezeichnet wurde. Alles zu beschreiben würde hier den Rahmen sprengen, hier nur kurz die wichtigsten Aktivitäten und Gruppen: „Aktion Saubermann“; „Neubronner Weihnachtsmarkt“ „Gruppe regenerative Energie“ und natürlich unser Aushängeschild die „Dorfbank“, die auch aus einem Impuls auf einer Bürgerversammlung hervorging. Die „Dorfbank“ ist die wohl ausgeprägteste Art + Weise für das Lebensgefühl der Neubronner. Eine einfache, wie geniale Idee Menschen zusammenzubringen. Jeder kann kommen, kein Zwang, wer nicht kann der kommt einander mal, so der offizielle Einladungstext einer jeden „Dorfbank“. Deshalb nennt sich Neubronn auch insgeheim das „Bankdorf“ oder das „Dorf der Bänke“, da wir ein überaus großes Sitz- und Ruheplatzangebot – innerhalb und außerhalb unseres Ortes zur Verfügung stellen und dies noch weiter ausbauen wollen. Da ist es nur folgerichtig, da schon lange der Wunsch der Neubronner/Oberndorfer reifte das Erreichte zu zeigen, die Dorfgemeinschaft vorzustellen und die Aktivitäten des gesamten Dorfes zu präsentieren.
Der Bezirksentscheid von „unser Dorf hat Zukunft“ fand nun am 15. September in Neubronn am Spätnachmittag statt und eine 5-köpfige Kommission, unter der Federführung des Regierungspräsidiums besuchte die jeweiligen Ortschaften. Bewertet wurden 4 Bereiche, diese sind: „Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen“; „Soziale und kulturelle Aktivitäten“; Baugestaltung und Siedlungsentwicklung“; „Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft“. Darüber hinaus gibt es am Ende noch eine „Querschnittsbewertung“ über alle Maßnahmen und Aktivitäten hinweg. Ergänzt und begleitet wurde die Kommission von Bürgermeister Klaus Kornberger, der es sich natürlich nicht nehmen lies zu Beginn einführende Worte über Neubronn zu verlieren, das auf der einen Seite ländlich, landwirtschaftlich, aber auch durch das mittelständige Unternehmen Wolfarth geprägt ist. Der Neubronner Ortsvorsteher Oswald Gehringer, stellte dann die Gemeinde in Zahlen vor und gab einen Überblick der Bevölkerung des Dorfes, der Gemeinde und den Wettbewerb, bzw. den Charakter des Ortes. Der Vorsitzende der Kommission Marc Calmbach stellte sodann sich und die fünfköpfige Expertengruppe vor, Frau Ursula Moser (Landfrauenverband Württemberg-Baden) verantwortlich für soziale und kulturelle Aktivitäten; Hans-Peter Zaunseder (Gemeindetag Baden-Württemberg) für Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen; Lucas Billitsch (Landesamt für Denkmalpflege) für Baugestaltung und Siedlungsentwicklung und Waldemar Stahl (Verband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V.) für Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft. Mit von der Partie, als Delegationsmitglied, war der Gemeinderat Waldemar Hein, um auch Rede und Antwort für die in seinem Verantwortungsbereich stehenden Fragen beantworten zu können.
Beginn und Start war der Kindergarten, wo der Koordinator des Projektteams Neubronn Ulrich Lang eine 30-minütige Präsentation abhielt, um die einzelnen geforderten Punkte aufzuzeigen und um die Kommissionsmitglieder im Einzelnen über Projekte und Visionen in und um Neubronn herum zu informieren. Die Ortsbefahrung fand standesgemäß auf einem Wagen, der eigens dafür restauriert wurde, natürlich verkehrssicher und der als sehr komfortabel empfunden wurde mit Traktor als Zugfahrzeug statt. Auch Petrus hatte ein Einsehen mit Neubronn und schenkte ein gemäßigtes, ruhiges und regenfreies Wetter. An 13 Stationen wurde der Kommission ein eindrucksvolles Bild der kleinen Gemeinde geboten, das wohl seinesgleichen sucht. Über beide Fördervereine des Kindergartens und des Freibades, dem Ski- und Sportclub, die Windkraft, der Naturschutzgruppe „grünes Wissen und Gewissen“, über Events und Veranstaltungsmöglichkeiten, Handwerksbetrieb und Mittelständiges Unternehmen – Fa. Wolfarth, dem fast, ausgebuchten und reservierten Neubaugebiet, bis hin zu Leerständen bei Wohngebäuden/ungenutzten Flächen, die auch sorgfältig und als Problemzone angesprochen wurden, fand man in der Dorfmitte dann im Hof der Fam. Seeber mit Ferienwohnungen und Polsterei (Geheimtipp Weihnachtsmarkt), den Landfrauen Neubronn, die hier ihr vielfältiges Programm vorstellten, einen würdigen Rahmen, bevor es auf den Kirchplatz ging, wo sich die Kirchengemeinde mit der Jungschar, dem Posaunenchor, dem gemischten Chor, der Kinderkirche und dem Seniorentreff präsentierte. Ein kleines Platzkonzert, leider nur 1 Lied, gab dann der Posaunenchor gleich live nebenan, die Zeit drängte und man lief dann gemeinsam zum Dorfmittelpunkt, dem Brunnen. Dort fand die „Neubronner Dorfbank“ live an einem Mittwochabend statt und zahlreiche Dorfbewohner und fanden sich dort ein. Auch wurde hier eine schon angesprochene Problemzone aufgezeigt, denn dort gibt es noch Handlungsbedarf und zwar in Form eines Altbestandes eines baufälligen Hauses. Diesen Bereich würde Neubronn gerne anders nutzen, um dort einen Platz der Begegnungen zu schaffen. Die Überlegungen hierzu gehen in alle Richtungen.
Nach der Schlussfragerunde wurde die Kommission, inkl. des Bürgermeisters mit einem Geschenk überrascht. Das Sinnbild das für Neubronn steht wie kein zweites: Eine Holzbank, gefertigt aus Eichenholz in Zusammenarbeit mit der Schreinerei Jochen Haag und Neubronner Bürgern. Eine Gemeinschaftsaktion, ebenso nachhaltig wie die „Dorfbank“ Sozial-gemeinschaftlich-tolerant-altersübergreifend-unkompliziert.
Der Neubronner Koordinator von „unser Dorf hat Zukunft“ bedankte sich bei allen Beteiligten für das gute Miteinander, bei der Beurteilungs-Kommission für das lange Durchhaltevermögen und bei ihrer Entscheidungsfindung- dann ein gutes Urteilsvermögen. Auch wurde dem Bürgermeister Dank zuteil für seine Unterstützung und sein Kommen, bzw. Begleiten.
Der Vorsitzende der Kommission vom Regierungspräsidium Stuttgart Marc Calmbach zeigte sich stark beeindruckt von der Leistungsfähigkeit dieses kleinen Dorfes, auch er dankte der Ortsgemeinschaft für das mannigfaltige Programm und natürlich auch für die schöne nachhaltige aus heimischen Hölzern gemachte und selbsterdachte Bank.
Gespannt wartet nun das ganze Dorf auf einen Entscheid, der im Laufe des Oktobers bekannt gegeben werden soll. Ganz gleich auf welches Dorf die Entscheidung zur nächsten Runde und des Weiterkommens auch fallen wird: Das Bankdorf Neubronn verfolgt weiterhin seine ehrgeizigen Projekte und Visionen, aber das Beste an allem, unsere Dorfbank, unsere Gemeinschaft und unser Zusammenhalt wird uns dabei immer bleiben - es stärkt uns Neubronner umso mehr!
Neubronn/Oberndorf eben – „Ein Bankdorf mit Dorfbank und Zukunft“!